„Schaufenster in die Hafenwirtschaft“

Museumsleiterin Claudia Seidel steht mitten im Hafengebiet. Foto: AS
Artikel vom: 09.04.2023
Region – (AS) Das Hafenmuseum Bremen in der Überseestadt ist derzeit der dritte Ort der Ausstellung „Auf Sicht.“ der Norddeutschen Realisten, deren Werke auch im Overbeck-Museum und im Vegesacker Geschichtenhaus zu sehen sind. Alle drei Häuser bezaubern mit ihrem eigenen Charme: Während im Overbeck-Museum die Gemälde zeitgenössischer Künstler denen der namensgebenden Overbecks gegenübergestellt werden und im Geschichtenhaus der Blick aus dem Fenster und durch Menschen gespielte und „gelebte“ Historie in die Bilder hineinziehen, bildet die Ausstellung in der Überseestadt die Perle einer Muschel aus Bremer und Hafenhistorie. Seit 2004 sei die Adresse Speicher XI 1 Ort der Erinnerung, berichtet Museumsleiterin Claudia Seidel.
Vor 25 Jahren sei der Überseehafen zugeschüttet worden, was von vielen Bremern mit Wehmut aufgefasst worden sei, schließlich wäre bekannt, dass das Wohl der Stadt mit dem Wohl des Hafens zusammenhänge. An dessen Bedeutung erinnern die Dauerausstellungen; mit Wesergeschichte, Berufsbildern, Objekten von Bremern mit persönlichen Erinnerungen, damaligen und heutigen Reedereien und noch viel mehr. Bremen sei jedoch noch heute eine „Drehscheibe für Kaffee“ war zu erfahren: „Jede zweite Tasse, die in Deutschland getrunken wird, wurde über die Bremer Häfen importiert“, weiß Claudia Seidel.
Eine Wand aus Kaffeesäcken unterstreicht die Dimension, und wer möchte, ob groß oder klein, kann in dem Haus mit umfangreichem museumspädagogischem Programm sich selbst darin üben, einen solchen Sack durch die Gegend zu karren.
Ein begehbares Fußbodenmodell, nach Aufnahmen aus den 1970er Jahren, zeigt Teile des Stadtgebiets und den Hafen. Dessen Revier sei acht Mal so groß wie die Bremer Altstadt. Verdeutlicht wird dies noch einmal im Modellvergleich des Speicher XI und des Bremer Doms, bei dem letzterer recht klein abschneidet.
Geboten würden auch Führungen durch den Außenbereich: „Wir sind Schaufenster in die Bremer Hafenwirtschaft.“
Zur Ausstellung der Maler
Die Ausstellung der Norddeutschen Realisten zeige Motive, die in der Stadt entstanden seien: vom Industriehafen über die Handelshäfen, die Überseestadt, den Marktplatz, das Innere des Rathauses, die Schlachte und das Ostertor, Osterdeich und Bürgerpark oder Ansichten vom Dach des Kraftwerks Hastedt aus.
Thematisch so untergliedert hängen die Gemälde an sonst weißen Wänden – selbst Schildchen zu Titel und Maler sind durch Info-Materialien ergänzt – und laden dazu ein, „vertraute Motive wiederzuerkennen oder in einer anderen Perspektive zu sehen“. Claudia Seidel ist es wichtig, dass die Gemälde „atmen können und Luft haben“; Besucher haben so die Möglichkeit, sich in Ruhe auf die Bilder zu konzentrieren.
Zu sehen sind die Ausstellungen in den drei Häusern bis zum 16. Juli.
Weitere Informationen gibt es unter www.hafenmuseum-bremen.de.
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