Für die wichtigste Mahlzeit des Tages
Das einjährige Bestehen ihres kostenlosen Frühstücks verlangte natürlich nach einer kleinen Feier, viele Grundschüler feiern das Angebot aber wohl jeden Tag. Foto: nik
Artikel vom: 18.04.2025
Blumenthal – (nik) „Genau seit einem Jahr gibt es hier bei uns Brotzeit im Haus. Wie können wir uns dafür bedanken, bei wem können wir uns bedanken?“, fragt Regina Buhlrich die frühstückenden Grundschüler in einer launigen Ansprache. Die Kinder mutmaßen, dass der als großzügig bekannte Osterhase hinter dem kostenlosen Angebot stecken könnte. Ihre Schulleiterin hatte aber die ehrenamtlichen Frühstückshelferinnen gemeint: „Die stehen jeden Tag extra früh auf, schälen die Äpfel, bereiten den Quark vor und alles andere. Da freuen sie sich sehr, wenn wir ihnen dafür auch mal Danke sagen!“
Kakao, Tee und Säfte, Jog-hurt, Obst und natürlich die namensgebende Brotzeit: Da ist für alle etwas dabei. So früh müssten sie noch nicht in der Schule sein, doch der Raum ist voller gutgelaunter, aufgeweckter Grundschüler. Das können durchaus 60 bis 80 an der Zahl ein, dann dehnt sich das Frühstück bis in die Aula aus. „Das ist ein Geschenk für uns, vor allem natürlich für die Kinder“, finden Isabel Fechtmann und Stefanie Jänisch, die als Schulsozialarbeiterin und Gesundheitsfachkraft an der Tami-Oelfken-Schule sind.
Vollkorn-Knäckebrot kannten die meisten zunächst nicht. Alle probierten es aber, als an einem Tag kein anderes Brot verfügbar war. Seitdem sind sie davon begeistert. Es geht um Ausgewogenheit und soll auch schmecken: Frühstück eben, wo es wichtig ist, dass auch Morgenmuffel Appetit bekommen. Wer schon welchen mitgebracht hat, darf sich gerne nachnehmen. Geselligkeit ist auch ein Faktor: „So hat man morgens schon mal mit anderen gesprochen. Es ist so wichtig, dass man gesehen wird und sich angenommen fühlt.“ erklärt Sybille Scharnhorst, die bei Brotzeit e.V. als Projektleiterin für die Förderregion Bremen/Bremerhaven verantwortlich ist. Im Fokus stehe aber immer zuerst das Problem mit dem Hunger: „Wer hungrig den Tag beginnt, kann sein Potenzial nicht ausschöpfen.“
Scharnhorst betont, dass die Arbeit des Vereins wie alle spendenfinanzierten Projekte von Öffentlichkeit lebt. Stets versucht sie, weitere Ehrenamtliche für das Projekt zu gewinnen, damit es an noch mehr Schulen etabliert werden kann. In Blumenthal hofft sie auf einen „Mitzieh-Effekt“ und hat schon die Grundschule Blomendal , Wigmodistraße, ins Auge gefasst. Wer mithelfen möchte, kann gemeinsam mit dem Verein das notwendige Gesundheits- und Führungszeugnis erwerben: „Wir müssen die gesetzlichen Grundlagen erfüllen, um unsere Vision umzusetzen.“ Ein Problem sei, dass diese Unterlagen nur digital beantragt werden können. Solche Hürden könnten gerade ältere Menschen ausgrenzen und am Engagement hindern. Für Frühaufsteher, die gern mit Kindern zu tun haben, deren eigenen vielleicht aber schon ausgezogen sind, sei es eine erfüllende Aufgabe. Das Engagement wird ferner mit einer kleinen Aufwandsentschädigung gewürdigt, was auch eine gewisse Verbindlichkeit schafft. Wer also mithelfen möchte, kann gerne Sybille Scharnhorst unter scharnhorst@brotzeit.schule anschreiben.
Für das Frühstück wurde in der Schule ein eigener Raum mit einer Einbauküche ausgestattet. Niedlich daran ist das Waschbecken in einer kleinen Anrichte, welche sich auf einer Grundschüler gerechten Höhe befindet. Gerade die Tami-Oelfken-Schule hat in den vergangenen Jahren große Herausforderungen bewältigen müssen. Ein sprunghafter Anstieg der Schülerzahlen machte es notwendig, sich in kürzester Zeit mit doppelt so vielen Klassen viel breiter aufzustellen. Das ist aus ganz Bremen bekannt, in Blumenthal jedoch am ausgeprägtesten. Zahlreiche unterschiedliche kulturelle Hintergründe kommen hier zusammen. Die integrative Leistung, die das Lehrpersonal hier für den Stadtteil erwirkt, wäre noch einmal eine eigene Würdigung wert.
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