Abenteuerliche Begegnungen in der Arktis
Manuela Brocksieper stellte auf dem Tourschiff „Ulla Rinman“ ihr Buch „WalHeimat“ vor, das die Leserschaft in die Arktis führt. Foto: th
Artikel vom: 12.02.2025
Region (th) – Die Geschwister Merle und Jacob treffen auf Spitzbergen auf einen alten Mann. Die Begegnung kommt eher zufällig zustande: Nur ein leises Knurren ist zu hören, das in ein Seufzen übergeht. Schnell verbreitet sich besonders bei Merle ein Angstgefühl. Was könnte das sein? Kaum sichtbar, wie in Felsen gehauen und in Baumwolle und Leinen gehüllt, sehen sie den Mann sitzen. Ein echter Walfänger? Mit tiefen Furchen und Falten im Gesicht, langen Haaren, kräftigem Bartwuchs und großen Pranken passt er in die nahezu menschenleere, unwirklich erscheinende Landschaft. Plötzlich spricht der Küstenbewohner die völlig perplexen Kinder an, in einem waschechten Plattdeutsch. Sie freunden sich mit ihm an. Es stellt sich heraus, dass er ein übrig gebliebener Walfänger ist, aber in einer Zeitschiene gefangen, die ins Jahr 1645 führt und somit Jahrhunderte zurückliegt. Mit Vertrauen gelingt es den Kindern, ihn daraus zu befreien.
Doch auch in der heutigen Zeit muss man auf Spitzbergen äußerst wachsam sein. Das Schwimmen im Meer entfällt bei den eisigen Temperaturen. Die Kinder ziehen den Ballsport vor. Doch da nähert sich ein Eisbär, auf sprichwörtlich leisen Sohlen. Es ist schon zu spät. Unbewaffnet stehen Merle und Jacob wehrlos da. Doch der alte Mann reagiert schnell, gestikuliert wild und schreit und wirft wahllos Gegenstände nach dem großen Tier. Doch Merle läuft panikartig davon. Wohin nur? Darauf gibt das Buch „WalHeimat“ Antworten, das von der abenteuerlichen Reise in die Arktis berichtet. Manuela Brocksieper hat es geschrieben, nachdem sie selbst mit einem Schiff das Eismeer kennengelernt hat. Einfach und verständlich, aber mit vielen Hintergrundinformationen versehen, hat die Ritterhuderin einen Roman und Sachbuch zugleich verfasst, für Menschen ab zehn Jahren.
Auf der knapp 24 Meter langen MV „Ulla Rinman“ erlebte sie gemeinsam mit der vierköpfigen Crew und Geologen an Bord eine ungewöhnliche Reise rund um die norwegische Insel Spitzbergen, einem Forschungsprojekt der Uni Kiel mit finanzieller Unterstützung der Volkswagenstiftung. Mit an Bord die Schiffseigner Mana und Jan-F. Walther sowie Jacob Näf, ein wissenschaftlicher Illustrator, der bereits auf der Tour Zeichnungen für das Buch von der Arktis und ihren Bewohnern schuf, darunter die Lieblingstiere der Autorin, die einzigartigen Wale.
„Die 400-jährige Walfanggeschichte begeistert und fasziniert mich“, so Manuela Brocksieper. In diesen Jahren war man auf den Waltran, das „Polaröl“, angewiesen. Man benötigte es für vieles, auch für Seife, Margarine, Lampenbrennstoff und Schmiermittel für Maschinen. Für die Walfänger eine harte, entbehrungsreiche Zeit, wenn sie zunächst mit umgebauten Handelsschiffen monatelang auf den Meeren unterwegs waren. Der spätere industrielle Walfang führte Ende der 1980er Jahre fast zum Aussterben vieler großer Säugetiere. Die Erdölförderung ließ die Nachfrage nach Tran zurückgehen. Der Walfang ist inzwischen sehr umstritten, begleitet von Protesten betreiben ihn nur noch wenige Länder. Das Forschungsschiff „Ulla Rinman“ fährt unter norwegischer Flagge. Heimathafen ist Longyearbyen auf Spitzbergen. Gegenwärtig liegt das Schiff, das 1970 in Falkenberg/Schweden vom Stapel lief, in seinem Basishafen in Bremerhaven. Direkt an Bord stellte Manuela Brocksieper ihr Buch vor und präsentierte eindrucksvolle Fotos aus der Arktis. Der Namenszug erinnert an die Förderin der Seenotrettungsgesellschaft „Naval Rescue Society“ in Schweden.
Nach der Winterpause verlässt die Crew Bremerhaven und steuert Tromsö in Norwegen an, um dort das Wetter abzuwarten für die Überfahrt nach Spitzbergen. Auf den Schiffstouren, unter anderem nach Grönland und Island, werden Forschungen und Expeditionen durchgeführt. Sofern das Buch „WalHeimat“ Lust auf „mehr“ macht, ist es im Buchhandel erhältlich.
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