Inder helfen dem deutschen Handwerk

Herbert Dohrmann, Obermeister der Fleischerinnung Bremen und Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands, Lene Knoll, Inhaberin von Lenes Bio Backstube, Andreas Meyer, Geschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, Manohar Pal, Auszubildender bei der Fleischerei Dohrmann, Jasmin Iqbal, Justiziarin bei der Handwerkskammer, und Sanam Rumar, Auszubildender bei der Fleischerei Rudolph (von links). Foto: rdr
Artikel vom: 13.02.2025
Bremen-Nord (rdr) – Dem deutschen Handwerk mangelt es an Nachwuchs. Insbesondere Fleischereibetriebe und Bäckereien haben es schwer, motivierte Auszubildende zu finden. Deshalb haben sich drei Unternehmen aus Bremen-Nord und eins aus Bremerhaven im Rahmen eines Pilotprojekts mit der Handwerkskammer Bremen und einer internationalen Personalvermittlungsagentur dazu entschlossen, Auszubildende aus Indien einzustellen. Dabei handelt es sich um die Bäckerei Engelbrecht aus Bremerhaven, sowie um die Nordbremer Unternehmen Fleischerei Dohrmann, Fleischerei Rudolph und Lenes Bio Backstube.
Herbert Dohrmann, Obermeister der Fleischerinnung Bremen und Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands, hatte diese Idee aus Baden-Württemberg mitgebracht und war bei der Handwerkskammer sofort auf offene Ohren gestoßen. Er selbst habe in den vergangenen Jahren jeweils zwei junge Menschen in seinem Betrieb ausgebildet, aber es hätten gerne noch mehr sein dürfen.
„Während der vergangenen zehn Jahre ist die Anzahl der Auszubildenden in den vier Berufen Bäcker, Fleischer sowie Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit den Schwerpunkten Bäckerei und Fleischerei um rund 60 Prozent gesunken. Die Anzahl derjenigen, die 2024 eine Ausbildung in diesen Berufen begonnen haben, hat gegenüber dem Jahr 2014 sogar um rund 64 Prozent abgenommen“, berichtet Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, über die Lage. Dabei würden sich die Betriebe engagieren und für ihre Berufe werben. Junge Menschen in Deutschland würden Arbeit oftmals eher mit Belastung und nicht mit Spaß verbinden.
Die indischen Auszubildenden haben in ihrer Heimat bereits ein halbes Jahr lang intensiv Deutsch gelernt, um sich in Deutschland verständigen zu können und den Inhalten in der Berufsschule folgen zu können.
Lene Knoll von Lenes Bio Backstube erklärt, man finde noch genug Azubis, aber das werde von Jahr zu Jahr schwieriger. „Wir wollen uns besser aufstellen und etwas Neues ausprobieren“, sagt die Kauffrau über ihre drei indischen Mitarbeiter. „Das sind nicht die drei Neuen, sondern drei von vielen. Wir sind bunt!“, sagt sie und verweist auf 100 Angestellte aus 25 Nationen in ihrer Bäckerei. Um die jungen Menschen bestmöglich zu integrieren, haben die Unternehmer investiert, beispielsweise in die Wohnungseinrichtung. Die Auszubildenen leben in Wohngemeinschaften zusammen und werden beispielsweise bei Behördengängen unterstützt. „Mit Leistungswillen kann man viel erreichen“, befindet Lene Knoll.
Und den hat Sanam Rumar nach eigenem Bekunden. Der Inder, in dessen Heimat viele Menschen Vegetarier sind, möchte Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Fleischerei werden. „Die Möglichkeiten und die Qualität der Ausbildung sind in Indien nicht so hoch“, sagt der junge Mann. „Deutschland bietet das beste Wissen.“ Er hätte schon viele Produkte aus der Fleischerei gekostet. „In der Schule haben wir Frikadellen gemacht. Die waren echt lecker!“, so Sanam Rumar.
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