„Likes und Fame sind nicht die Welt“
Nicht nur diese Szene ruft Erinnerungen an „The Wall“ von Pink Floyd hervor. Foto: nik
Artikel vom: 19.01.2025
Vegesack (nik) – Die Oberstufenkurse Musik und viele begeisterte Mitschüler am Gymnasium Vegesack hatten monatelang darauf hingearbeitet: Am Donnerstag konnten sie die Uraufführung ihres Musicals „Mindchanges – Follow, Like and Love me“ mit selbst komponierten Liedern vor einer vollen Schulaula feiern. Es erzählt die Geschichte von Madelaine, die nach einem Umzug vom Land in der neuen Schule Anschluss sucht und sich in einer von Instagram gefesselten Schülerclique behaupten muss.
Die Großstadtmädchen stellen sich als waschechte Tussis heraus: Ihre affektierten Begrüßungen schrillen in den Ohren, im Unterricht wird „Attitude“ gezeigt. „Instaqueen“ vom Dienst ist Tiffany, die anbietet, dem „Landei“ Maddy auf die Sprünge zu helfen. Die zeigt sich schnell anpassungsfähig und reagiert schon seltsam einsilbig, als sich ihr bester Freund Alex telefonisch nach ihr erkundigt. Eine Shoppingtour mit passendem Bühnenbild darf nicht fehlen. Auf einer von Jonas Pascal (Streetname JP) veranstalteten Party wird Maddy abgefüllt, wovon am Folgetag entsprechende Fotos auf Instagram kursieren. JP schlägt ihr dann vor, sie mit allerlei Tricks bei ihrer Online-Präsenz zu beraten. Das läuft so erfolgreich, dass es absehbarerweise zur Konfrontation zwischen Maddy und Tiffy kommt: „Kaum steigt meine Followerzahl, beleidigst du mich, ist das normal?“
Die Jugendlichen können überzeugen, weil sie aus ihrer eigenen Lebenswelt berichten. Die lamellenartigen Raumtrenner vor der Bühne wissen sie kreativ zu nutzen: mit den Segmenten wird die Bühne in drei schmale Abschnitte unterteilt, in denen dann „Influencerinnen“ im Tiktok-Hochformat auftreten können. Die Eltern verstehen ihre Tochter längst nicht mehr und stellen sie zur Rede. Diese Szene erzielt zustimmendes Gemurmel auch bei den zahlreichen Schülern im Publikum. Schlussendlich reift bei Maddy, aber auch den anderen die Erkenntnis, dass ihr wahres Ich ihnen wichtiger als die Scheinwelt im Internet ist. Großen Applaus gibt es auch für die Livemusik. Schon allein wegen der tollen Songtexte wäre den Schülern zu wünschen, dass sie ihr Stück noch öfter aufführen können.
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